Abfallvermeidung leicht gemacht

Wir betreten die "Shopping Area". "Das ist der Vorhof zur Hölle" sagt die Süße erst nach knapp zwei Minuten - sie ist so höflich und charmant. Von Vorhof kann keine Rede sein - wir sind in der Mitte von allem, was kein Mensch braucht, was aber unablässig produziert wird, weil niemand die einfachen Fragen "Warum?" und "Wozu?" stellt. Der Konsumismus erzeugt Plunder, häßlichen Plunder - letzteres gefällt mir ein bißchen, denn wer Häßlichkeit als Status stolz spazierenträgt, soll ruhig ein bißchen dafür büßen.
Wiglaf Droste: Mein Leben unter Irrsinnigen - Ein Tagebuch (Teil 63)


Wir haben zum Thema Abfallvermeidung ein Heftchen herausgebracht: unten folgt es als Text,
hier als fertiges Heft zum ausdrucken und selberfalten.

Außerdem finden Sie hier die Faltblätter
"Die Müllmaschine - Werbung und Marktwirtschaft" und
"Batterien - die kleine Schweinerei" als pdf.

Müll vermeiden,
das ist wichtig,
nix mehr kaufen,
das ist richtig.

Abfallvermeidungstips für jedermann

Umweltschutz ist seit Anfang der Neunziger Jahre für die meisten von uns immer weniger wichtig geworden.
Die gröbsten Probleme sind gelöst. Die Flüsse sind sauberer, die Deponien brennen nicht mehr und die Abgase sind weniger giftig. Vor zehn Jahren war die Müllproblematik noch in aller Munde.
Heute stehen an jeder Ecke Container für Glas und Papier und die Müllabfuhr funktioniert. Die Statistik sagt sogar, daß der Hausmüll immer weniger wird.

Reicht das, damit unser Land auch für die nächsten Generationen noch lebenswert sein wird?
Wenn wir den Ressourcenverbrauch betrachten, können wir kaum noch optimistisch sein. Die Industrie erfindet immer neue Produkte, die Werbung bringt sie unters Volk, der „Verbraucher“ verbraucht sie und wir haben immer mehr Müll.

Hier nur einige Beispiele:
Vor allem elektronische Geräte werden immer mehr und immer giftiger. Von Jahr zu Jahr werden mehr Batterien verkauft. Diese Batterien belasten die Umwelt schon bei der Herstellung und trotz der Getrenntsammlung auch bei der Entsorgung. (siehe auch unser Faltblatt Batterien)
Früher konnte man ein Haus abreißen, ohne die Umwelt zu verschmutzen, heute bestehen Häuser aus einem „innovativen“ Sammelsurium - aus Materialien, die zum großen Teil der Chemieindustrie entstammen.
Insgesamt verschärft sich der Eindruck, daß mit der herrschenden Wirtschaftsordnung kein Umweltschutz vereinbar ist, welcher auch für kommende Generationen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.

Deshalb möchten wir Ihnen die folgenden Tips nahelegen, auch wenn diese schlecht zur „Marktwirtschaft“ passen.

Die beste Möglichkeit zur Abfallvermeidung ist nun mal, erst gar nichts zu kaufen. Wer neue Produkte kauft, nimmt damit mehr oder weniger Umweltzerstörungen in Kauf, die bei Rohstoffgewinnung, Produktion und Transport entstehen. Deshalb sollten Produkte niemals entsorgt werden, solange sie noch zu gebrauchen sind oder repariert werden können.

Keine Wegwerfverpackung, bitte

Als erstes denke ich dran, beim Einkaufen genügend Beutel mitzunehmen. Plastiksäcke sind überflüssig. Begutachten Sie die Verkaufsverpackungen im Laden, bevor Sie etwas kaufen. Vermeiden Sie Mogelpackungen. Das sind Schachteln, welche mehr Inhalt vortäuschen, als wirklich drin ist.
Kaufen Sie alle Getränke in Mehrwegbehältern. Das ist wirklich Abfallvermeidung.
Die Bierflasche z.B. kann bis zu 50mal benutzt werden. Pfandflaschen sind nicht immer Mehrwegbehälter - nur wo Mehrweg draufsteht, ist auch Mehrweg drin!

Vermeiden Sie Mineralwasser! Wozu Wasser nach Hause tragen? Das Wasser aus dem Hahn ist ebensogut und es wird keine Verpackung verschwendet. Außerdem verpesten keine LKW die Umgebung, um das Wasser zu transportieren. Kluge Menschen trinken sowieso Tee. Die sparen sich die Getränkeschlepperei.

Und das Hunde- und Katzenfutter muß nicht unbedingt aus der Dose sein. Vielleicht ist es ja beim Fleischer noch billiger.

Wochen- oder Monatsmärkte gibt es in vielen Orten.
Da können wir Obst, Gemüse und Käse meist unverpackt kaufen.

Imbißmüll vermeiden! Wenn Sie unterwegs was essen wollen, dann lieber in einer Verkaufseinrichtung, welche kein Wegwerfgeschirr und -besteck anbietet.

Weniger kaufen ist schlauer

Wer für die Kaufhalle einen Einkaufszettel macht, kauft erfahrungsgemäß weniger und nur das, was er wirklich braucht.
Die Kühlschrankhersteller behaupten gern, daß alte Kühlschränke zuviel Strom verbrauchen und deshalb durch neue ersetzt werden sollten. Ökologisch und finanziell sinnvoll ist es, ein Gerät so lange wie möglich zu behalten.

Vor der Anschaffung von neuen Möbeln solte immer überlegt werden, ob die alten wirklich weg müssen. Bei Neukäufen auf solide Verarbeitung achten, Billigangebote aus Spanplatten sind oft schon nach wenigen Jahren Müll.

Die alte Küche läßt sich meist mit Deko-Folie oder Farbe noch einmal sanieren, bevor eine neue angeschafft wird.
Bei Polstermöbeln mit Flockenfüllung ist die Freude oft von kurzer Dauer - lieber beständigere Füllungen nehmen (Federkern, Spezialschaumstoffe). Die Bezüge sollten abnehmbar und waschbar sein. Auslegware und Teppiche sollten strapazierfähig und gut zu reinigen sein. Eine hohe Flordichte und Schlingen deuten auf eine hohe Haltbarkeit hin. Auf gemusterten Bodenbelägen ist ein Fleck weniger auffällig.

Bitte werfen Sie kein Papier mit leerer Rückseite weg. Die kann man auch noch benutzen! Recyclingpapier benutzen Sie doch sowoieso, oder?

Kein Gift bitte - Elektronik vermeiden

Die Aufrüstung der Haushalte mit elektrischen Geräten hat beängstigende Ausmaße angenommen. Die meisten elektrischen Haushalts- und Heimwerkergeräte stehen später zwecklos herum, weil sich erwiesen hat, daß die versprochene Zeitersparnis durch Reinigung und Pflege wieder aufgefressen wird.
Die meisten elektronischen Artikel, Computer und Batterien verursachen schon bei der Produktion immense Umweltschäden und dann bei der Entsorgung gleich nochmal.
Trotzdem werden viele Kinderzimmer mit allerlei quietschender und piepsender Technik ausgestattet. Dabei gibt es durchaus Alternativen mit einem höheren Unterhaltungswert.
Vor dem Kauf von Geräten wie Nähmaschinen, Anrufbeantwortern, Radiorecordern usw. sollte man gut überlegen, welche Gebrauchseigenschaften sie haben sollen. Auf allen unnötigen Schnickschnack sollte man besser verzichten (Wo viel dran ist, kann auch viel kaputt gehen!).
Neue Computer sind auch in kürzester Zeit „veraltet“. Es ist immer sinnvoll, zu prüfen, ob ein gebrauchtes Gerät ausreicht.
Mitunter wird empfohlen, Batterien durch Akkus zu ersetzen. Akkus sind aber oft giftiger als Batterien. Deshalb lieber netzbetriebene Geräte kaufen, aber zuerst immer fragen: „Brauch ich das wirklich?“
Finger weg von Geräten mit verschweißten Gehäusen! Solche Gehäuse sind nicht reparierbar.
Keine Geräte ohne ordentliche deutsche Dokumentation kaufen! Das deutet auf mangelnden Service hin.

Chemische Keule - nein Danke!

Alles ist Gift, wenn wir zuviel davon nehmen.
Die Chemieindustrie versucht natürlich, soviel Produkte wie möglich zu verkaufen. Oft hilft schon die Überlegung, ob wir das Mittelchen überhaupt brauchen.
Denken Sie daran, daß Schädlingsbekämpfungsmittel auch für den Menschen nicht ganz ungefährlich sind. Fliegen kann man genausogut mit Fliegenklatsche, Klebestreifen oder Gazefenster bekämpfen.
Dort, wo Chemie im Haushalt eingesetzt werden muß, z.B. bei Wasch- und Putzmitteln, sollte auf sparsamste Dosierung geachtet werden. So können Sie auch erheblich Kosten einsparen. . Die Verwendung von Waschmittelkonzentraten spart Verpackung und ist weniger wasserschädlich.
Kaufen Sie keine Produkte, die nur chemisch gereinigt werden können. Chemisch reinigen ist immer umweltbelastender als die Waschmaschine.
Oft können auch „harte“ Chemikalien durch sanfte Chemie ersetzt werden.
Viele nicht verbrauchte Medikamente landen im Müll. Lassen Sie sich bitte nur das verschreiben, was Sie wirklich brauchen.

Vorrichten mit Verstand - Wer bei der Farbe gut schätzt, spart Geld und vermeidet Abfall.
Wenn was übrigbleibt, kann das ja vielleicht noch verschenkt werden.

Ex und Hopp - nicht mit uns

Die größte Fraktion im Hausmüll - man glaubt es kaum - sind Windeln.
Unser Durchschnittskind verbraucht insgesamt ca. 1500 Kilo Wegwerfwindeln.
Mit Stoffwindeln sparen Sie Geld und schonen die Umwelt. In Dresden gibt es auch einen Windeldienst:
Uwe Riedrich, Carl - Borisch - Str. 3, 01259 Dresden, Telefon: 0351 - 2 00 5 52

Das gleiche Problem haben wir mit den Taschentüchern. Wussten Sie, dass zehn Stofftaschentücher 10.000 aus Papier ersetzen können?

Jeder Deutsche kauft im Jahr durchschnittlich 21 Kilo Textilien.
Und wenn die Mode vorbei ist - hopp! Das hält die Welt auf Dauer nicht aus.

Spanplattenmöbel überstehen meist den zweiten Umzug nicht. Und die Dresdner Einwohner sind das umzugsfreudigste Volk in Deutschland. Da lohnt es sich schon, Möbel aus Holz zu kaufen. Die halten meistens zig Jahre. Das rechnet sich sogar.

Der schwache Punkt an den Polstermöbeln ist der Bezug. Bitte kaufen Sie Sessel mit haltbaren Bezügen. Auf Dauer wird auch das billiger.

Wegwerfgeschirr? Kommt bei uns nicht auf den Tisch! Schließlich essen wir lieber vom Porzellan mit richtigem Besteck. Und der Saft aus dem Pappbecher? Pfui! Wenn das Geschirr zu Hause nicht reicht, leihen wir uns was im abfallGUT.
Und für die ganz große Feier gibt’s noch das Geschirrmobil.

Müll verschenken? Das lassen wir lieber.

Weihnachten brummt das Geschäft! Ökologisch gesehen ist das eine Katastrophe. Umweltbewußte Menschen schenken da lieber etwas Selbstgebasteltes oder z.B. Eintrittskarten für das Theater.

Zum Geschenke einpacken brauchen wir keine Hochglanzfolie. Eine selbstgefertigte Verpackung ist auf jeden Fall sympathischer.
Der Wegwerf-Weihnachtskalender ist ein typisches Ex und Hopp-Produkt. Nehmen wir lieber einen, den wir jedes Jahr verwenden können.

Abfall vermeiden mit Mutter Natur

In der Mülltonne landet immer noch viel zu viel biologisches Material. Kompostieren ist die einfachste Möglichkeit, viel Müll zu vermeiden. Dabei können wir Kosten sparen und die Umwelt schonen. Auch die Bio-Tonne ist meist billiger als die Mülltonne.
Auf Friedhöfen fallen pro Grab und Jahr immer noch 20 kg Müll an. Besuchen Sie ihre Vorfahren - aber bitte ohne Müll. Der Friedhofsgärtner ist dankbar, wenn sich die Grabbeigaben kompostieren lassen.

Nix kaufen - Borgen ist besser

Viele Geräte, die selten gebraucht werden, können ausgeliehen werden.
Jedes Jahr kommt ein neuer Modesport auf uns zu. Immer natürlich mit den entsprerchenden Geräten und der zugehörigen „Motivationskleidung“. Und nach ein, zwei Jahren ist der „Hype“ vorbei und das Zeug ist übrig. Wer sich also für traditionelle Sportarten entscheidet, die man länger als ein Jahr betreiben kann, der entscheidet sich auch für Umweltschutz. Zum ‘reinschnuppern in den Modesport reicht es vielleicht auch, sich das nötige Gerät zu leihen.

Der Heimwerker neigt auch oft dazu, sich alle möglichen Geräte zu kaufen. Sehr umweltfreundlich ist es, wenn in der Nachbarschaft jedes Gerät nur einmal vorhanden ist und bei Bedarf geborgt wird. Außerdem gibt es in jeder Stadt Geräteverleihstationen.

Der Besuch von Bibliotheken und Videotheken ist ökologisch und finanziell die bessere Alternative zum Kauf von Büchern, Videos und Datenträgern.

Verschenken statt wegwerfen

Auch umweltbewußte Menschen kaufen schon mal Gegenstände, die sie dann gar nicht gebrauchen können. Aber dann bitte nicht wegwerfen. Vieles läßt sich noch verschenken!
In Deutschland gibt es schon ca. 20 Umsonstläden, vielleicht auch in Ihrer Nähe. Dresden

Es lebe der Trödelmarkt!

Kein Umweltminister kam bisher auf die Idee, daß An- und Verkaufsläden nützlicher sind als ganze Kaufhäuser. Dabei tragen solche Läden dazu bei, daß Produkte nicht zu früh auf die Mülldeponie kommen.
Wenn Sie eine Anschaffung planen, schauen Sie doch erst mal in die An- und Verkaufsseiten der Zeitung. Vielleicht gibt es auch einen second-hand-Laden in der Nähe. Je weniger neue Produkte wir kaufen, desto besser ist es für die Umwelt.

Reparieren statt entsorgen

Es ist kaum bekannt, daß das Reparaturhandwerk einst mehr Abfall vermieden hat als heute die sogenannte Recyclingindustrie. Wer ein Teil reparieren läßt, kauft nichts neues. Auch ein Reinigungsdienst kann alte Produkte noch mal in einen brauchbaren Zustand versetzen.

Lieber in’s Kino als in’s Kaufhaus!

Es gibt viele Alternativen zum shopping: Je nach persönlichem Geschmack ist ein Nachmittag im Stadtpark oder ein Abend im Theater, Kino oder auch in der Kneipe meist umweltfreundlicher als eine Tour ins Kauf-Center.

Werbung vermeiden heißt Müll vermeiden!

Es kommt nicht darauf an, ob irgendein Produkt sinnvoll ist oder einen ökologischen Nutzen hat. Das einzig Wichtige ist, es zu verkaufen. Und wenn keiner es haben will, muß nachgeholfen werden mit allen Mitteln der Psychologie und Manipulation, welche zur Verfügung stehen. (siehe auch unser Faltblatt Werbung und Marktwirtschaft) Allein etwa die Hälfte des Papierverbrauchs in Deutschland wird für Werbung mißbraucht (ca. 100 von 200 kg pro Person und Jahr).

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